„Wir unterstützen Menschen und vor allem Kinder in besonderen Lebenslagen“
Wir haben unseren Schwerpunkt in der Hilfe für Menschen mit Behinderungen und deren Familien sowie in der Förderung von Begabung.
Die „Schul-Minis“ der Paul-Burwick-Schule
Gerade Kinder mit Behinderungen brauchen besonders viel Unterstützung beim Übergang vom Kindergarten in die Schule: neue Räume, neue Bezugspersonen, viele andere „große“ Kinder und natürlich der Unterricht selbst sind für viele von ihnen eine große Herausforderung. Unser Vorschul-Konzept „Schul-Minis“ bietet daher Kindern mit Beeinträchtigungen im letzten Jahr ihres Kita-Besuches die Möglichkeit, sich behutsam auf die Einschulung und die Schulzeit vorzubereiten.
Ausgangslage
Die integrative Kindertagesstätte Haus Barbara wird neben „Regelkindern“ von 20 sogenannten „I-Kindern“ besucht. Integrations-Kinder sind Kinder mit geistigen und mehrfachen (körperlichen oder sinnesbezogenen) Behinderungen. Der Anspruch ist es, diese Kinder in ihrer Individualität und in ihren Fähigkeiten bestmöglich zu fördern und für einen wertschätzenden Umgang aller Kinder untereinander einzutreten.
Dieser Anspruch endet nicht mit Austritt der Kinder aus dem Kindergarten und Eintritt in die Schule. So wurde in der Vergangenheit festgestellt, dass gerade dieser Übergang mit vielen Ängsten und Problemen behaftet ist. Daher wurde das Projekt „Schul-Minis“, das es in Lübeck an verschiedenen Regel-Grundschulen gibt, auch an unserer Paul-Burwick-Schule, Förderzentrum mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung, eingeführt.
Seit drei Jahren führt die Paul-Burwick-Schule in Kooperation mit der integrativen Kindertagesstätte Haus Barbara das Projekt „Schul-Minis“ durch. So kann auch die Vorbereitung der Kinder mit Beeinträchtigungen auf ihren Schulbesuch je nach Behinderungsart und –grad zielgerichtet und individuell gewährleisten werden. Dies war leider an den benachbarten staatlichen Regel-Grundschulen nicht möglich.
Inhalt und Ablauf des Projektes „Schul-Minis“
Etwa sechs bis acht Kindergartenkinder besuchen pro Schuljahr einmal wöchentlich für eine Schulstunde und eine Pause die Schule. Da Kindergarten und Schule fußläufig erreichbar sind, kann dies ohne großen organisatorischen Aufwand durchgeführt werden.
Der Besuch in der Schule läuft dabei nach festen Strukturen ab, um den Kindern die Eingewöhnung zu erleichtern: Die Kinder gehen mit zwei Fachkräften der Kita direkt in die Pause der Paul-Burwick-Schule und erleben dort zunächst Begegnung mit den größeren Schülerinnen und Schülern. Die Schulstunde beginnt darauf stets mit einer Begrüßungsrunde im Stuhlkreis in ritualisierter Form und mit Einsatz eines Tamburins und eines gemeinsam gesungenen und mit Gebärden begleiteten Liedes.
Die Unterrichtsstunde selbst besteht zu einem großen Teil darin, dass die Kinder selbst „tun“ und handeln. Sie arbeiten einzeln, in Partnerarbeit und manchmal in Kleingruppen an einem festgelegten Thema. Dabei kommen auf den jeweiligen Entwicklungsstand bezogene Schul-Medien zum Einsatz. Die Förderinhalte orientieren sich sowohl an den Leitlinien zum Bildungsauftrag in Kindertagesstätten „Erfolgreich starten“ als auch am Lehrplan des Landes Schleswig-Holstein (hier: Sonderpädagogische Förderung).
Am Ende einer jeden Stunde wird in einem Schlusskreis erneut ritualisiert das Erarbeitete zusammen gefasst und von einander Abschied genommen. Gemeinsam erstellte Materialien – wie z.B. ein kleines vierseitiges „Buch vom Igel“ zum Buchstaben“ i“ – werden zur Festigung des Gelernten in die Kita mitgenommen.
Zielsetzung
Der Übergang vom Kindergarten in die Schule soll für Kinder mit Behinderungen möglichst angstfrei und entspannt gestaltet werden. So erreichen wir, dass beim Eintritt in die Schule schon viele Erfahrungen und Vorkenntnisse bei den Schülerinnen vorhanden sind, die den Start erleichtern. Die Kinder kennen ihre neuen Bezugspersonen und andere Schülerinnen und Schüler und haben die Abläufe und die Strukturen der Schule bereits verinnerlicht. So kann bereits im ersten halben Jahr effektiver Unterreicht stattfinden – und gerade die Kinder, die auf unsere besondere Förderung und Aufmerksamkeit angewiesen sind, können ihre Schulzeit optimal nutzen.
Organisatorisches
Die Förderung wird von zwei Fachkräften der Kindertagesstätte sowie einer Lehrkraft der Schule durchgeführt. Die Schul-Mini-Stunde findet einmal wöchentlich während der Schulzeit statt, das sind im Schuljahr 2011/12 voraussichtlich 40 Wochen.
Mit dem Hin- und Rückweg vom Kindergarten zur Schule, der Teilnahme an der großen Pause und an der Schulstunde (Zeitstunde) fallen für die beiden Erzieherinnen der Kita jeweils 2 Wochenstunden für das Projekt an. Für die Lehrkraft der Schule fallen 1,5 Wochenstunden an (Pause, Vor- und Nachbereitungszeit, Unterrichtsstunde).
Im kommenden Schuljahr wollen wir auch Kindern mit Behinderungen aus anderen Kindergärten die Teilnahme an den Schul-Minis an der Paul-Burwick-Schule ermöglichen.
In der Regel ist im Herbst bekannt, welche Kinder für das jeweils folgende Schuljahr in die Paul-Burwick-Schule eingeschult werden sollen. Diese Kinder können dann die verbleibenden 30 Wochen ab Herbst an den Schul-Minis teilnehmen.
Dabei entstehen Fahrtkosten, da die Eltern in den meisten Fällen nicht die Fahrten vom Kindergarten in die Schule und zurück gewährleisten können. Wir rechnen für das kommende Schuljahr mit der Teilnahme von zwei bis drei „externen“ Kindern.
Kathrin Kandel – Vorwerker Diakonie